Wirtschafts-Dialog zeigt Wege in den chinesischen Markt und wissenschaftliche Erkenntnisse zu Transparenz und Regulierungen auf

Die aktuelle Veranstaltung der Mittelstands- und Wirtschaftsunion in Kreis Paderborn (MIT) kam gleich in dreifacher Hinsicht als Premiere daher. Zahlreiche Vertreter aus Unternehmen, Verbänden und Banken der Region waren beim Wirtschafts-Dialog an der Universität Paderborn mit dabei. Im Fokus standen dabei die chinesische Stadt Qingdao und als zweiter Schwerpunkt ein Forschungsprojekt zu den  Folgen von Transparenzanforderungen und Regulierungen für Wirtschaft und Mittelstand.

„Ich spreche heute von einer dreifachen Premiere, weil wir erstmalig unter dem neuen Namen Mittelstands- und Wirtschaftsunion auftreten, wir erstmalig in der Mensula der Universität Paderborn zu Gast sind und wir dort den ersten MIT Wirtschafts-Dialog veranstalten“, leitete Ulrich Lange, Vorsitzender des MIT-Kreisverbandes Paderborn, in seiner Begrüßung ein. Ziel des Dialogs sei es, eine Schnittstelle für heimische Unternehmen zu bieten. „Bekannt sind wir als Vermittler von politischen Forderungen und Botschaften. Heute treten wir als Vermittler von neuen Ideen und Kooperationsmöglichkeiten auf“, führte Lange weiter aus.

Professor Dr. René Fahr, Vizepräsident für Wissens- und Technologietransfer der Universität Paderborn, und Christoph Schön, Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft, Bau und Verkehr im Kreistag Paderborn, lobten in ihren Grußworten die Möglichkeiten, die sich durch diesen Ansatz ergäben: „An Qingdao lässt sich die Idee des Dialogs gut festmachen. Im Juni kommenden Jahres wird eine Delegation der Universität Paderborn nach China fliegen. Dort sollen heimische Unternehmen vertreten sein, um ihnen eine Tür zum chinesischen Markt zu öffnen. Gerade Mittelständler sind hier gefragt.“

Wie das funktionieren kann, erläuterten im Anschluss Zhao Wei und Frank Lenhardt aus dem Frankfurter Verbindungsbüro des Chinesisch-Deutschen Ökoparks in Qingdao. „Wir vertreten mit Qingdao eine sehr weltoffene Stadt, die Unternehmen aus aller Welt mit offenen Armen empfängt und ein großes Potenzial besitzt. Unsere Aufgabe ist es, durch den Ökopark Barrieren und Vorurteile abzubauen und deutschen Firmen Möglichkeiten zu bieten, in China Fuß zu fassen“, so Lenhardt. Speziell kleine, mittelständige und Start up-Unternehmen stünden hierbei im Fokus. „Wir sorgen für einen erleichterten Zugang zum chinesischen Markt, in dem zum Beispiel die hohen Registrierungskosten für Unternehmen wegfallen. Gleichzeitig bieten wir Messen an, auf denen Produkte präsentiert werden können. Das setzt sich dann mit günstigen Mietbüros für ausländische Unternehmen, kompletten Marketingpaketen und der zur Verfügungstellung von ganzen Fabrikanlagen fort. Wir helfen Schritt für Schritt, denn obwohl die Chinesen immer auch auf den Preis gucken, ist die Marke ‚Made in Germany dort immer noch sehr geschätzt.“ Neben den beruflichen Aspekten bietet Qingdao zudem die Ausbildung von Fachkräften parallel mit an. „Es gibt einen deutsch-chinesischen Kindergarten, eine Mittelschule, eine Berufsschule und eine Universität“, so Lenhardt. An letztgenannter ist die Universität Paderborn als Kooperationspartner maßgeblich beteiligt.

Professor Dr. Caren Sureth-Sloane ist in Paderborn Dekanin der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften und gleichzeitig Sprecherin des weltweit beachteten Sonderforschungsbereichs TRR 266 „Accounting for Transparency“. Dieser wird auch durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Beteiligt sind daran acht Universitäten mit insgesamt 80 Forscherinnen und Forschern. „Nach Finanzkrisen, Bilanzskandalen und weiteren Schlagzeilen hat die Forderung nach Transparenz von Unternehmen zugenommen. Der Druck hat sich erhöht. Gleichzeitig kam es zu vielen neuen Regulierungen. An diesem Punkt setzen wir an. Wir wollen Instrumente schaffen, mit denen Unternehmen wirtschaftlich effektiv für Transparenz sorgen können und gleichzeitig die ökonomischen Folgen der Regulierungen betrachten“, erläuterte Professorin Sureth-Sloane. Ein Bereich ist dort beispielsweise die Erstellung eines Indexes für die Steuerkomplexität eines Landes. „Je komplexer das Steuersystem und die Rahmenbedingungen sind, desto schlechter ist das für die Investitionsbereitschaft in die Länder. Kleinere Länder sind dabei oftmals deutlich innovativer, die Kooperation zwischen Unternehmen und Finanzbehörden in Deutschland hingegen eher getrübt. Mit unseren Ergebnissen kann man ansetzen, um Verbesserungen herbeizuführen“, so die Paderborner Professorin, die mit Blick auf das Forschungsprojekt auch um Mithilfe der heimischen Wirtschaft bat. „Wer sich mit seinem Unternehmen aktiv in diesen Prozess einbringen möchte, ist herzlich dazu eingeladen“, lautete die Botschaft aus der Forschung an den Mittelstand der Region. Die vorliegenden Ergebnisse hat der Sonderforschungsbereich unter anderem auf der Homepage www.taxcomplexity.org kostenlos zur Verfügung gestellt.

„Beide Präsentationen haben gezeigt, dass es für die Wirtschaft und den Mittelstand unserer Region noch zahlreiche eher unbekannte Schnittstellen gibt. Wir als Mittelstands- und Wirtschaftsunion werden dafür sorgen, dass die Ansätze auch politisch Beachtung finden“, schloss MIT-Chef Ulrich Lange den kurzweiligen ersten Wirtschafts-Dialog der MIT.     

[Fotos der Veranstaltung]