Meinungsforscher Schöppner spricht vor MIT und Senioren-Union
Wenn sich Parteien einen Meinungsforscher einladen, wissen Sie, dass dieser sicher nicht nur „Lobhudelei“ im Gepäck hat. So war es auch beim Vortrag des bekannten Demoskopen Klaus-Peter Schöppner vor Gästen der CDU-Mittelstandsvereinigung und der Senioren-Union im Kreis Paderborn. Dem ehemaligen EMNID-Geschäftsführer war die Aufgabe gestellt worden, den Zuhörern im Heinz Nixdorf MuseumsForum zu erläutern, „wie der Wähler ein Jahr vor der Landtagswahl denn eigentlich tickt“ – und er präsentierte eindeutige Ergebnisse, die den Mittelständlern und Senioren viel Nachdenk-Arbeit mit auf den Heimweg gab
Schöppners Befragungen haben ergeben, dass die Mehrzahl Wähler heutzutage nicht nur bei den Politikinhalten, sondern auch schon beim Wahlverfahren selbst kenntnislos sind. Gleichzeitig haben sie dramatisch das Vertrauen in weite Teile der Politik verloren. Der Weg, um Menschen in Zukunft wieder für Politik und eventuell sogar die Mitarbeit in Parteien zu begeistern, könne nur über authentische und vertrauenswürdige Politiker vor Ort führen, erklärte der Meinungsforscher. Die Menschen in Deutschland seien von Zukunftsängsten getrieben, fühlten eine wachsende soziale Ungerechtigkeit und vermissten in der Politik Personen, die sich auch tatsächlich um die Belange der „kleinen Leute“ kümmerten. Auch vor diesem Hintergrund sei der Erfolg von extremistischen Parteien erklärbar. „Sie sammeln die Frustrierten ein, die sich von den etablierten Parteien nicht mehr vertreten fühlen“, argumentierte der 66-jährige studierte Psychologe.
Für einen erfolgreichen Umschwung in der Wahrnehmung von Politik können laut Schöppner nur Politik-Vertreter sorgen, die nahbar und vor allem menschlich seien. Dazu gehöre es auch, Schwächen zuzugeben, den politischen Gegner ernst zu nehmen, andere Meinungen zu akzeptieren und begeisternd aufzutreten. Wer als Kümmerer beim Wähler ankomme, habe mittlerweile mehr Chancen als diejenigen, die einzig und allein auf ihre Kompetenz vertrauten, stellte Schöppner klar.
Weiter kümmern will sich in jedem Fall auch der Paderborner CDU-Landtagsabgeordnete Daniel Sieveke. Er hatte für die Zuhörer ein Update aus der Landeshauptstadt im Gepäck und freute sich darüber, in der Heimat Klartext sprechen zu können. „Düsseldorf kennt den ländlichen Raum gar nicht“, sagte Sieveke mit Blick auf die zu oft vorhandene landespolitische Fokussierung auf Rheinland und Ruhrgebiet. Er selbst wolle dafür kämpfen, dass der Mittelstand noch stärker wahrgenommen werde, denn „wir brauchen Arbeitsplätze, und die werden vor allem im ländlichen Raum geschaffen – durch den Mittelstand“. Ein großes Hindernis für die wirtschaftliche Entwicklung Ostwestfalen-Lippes sei daher auch der Landesentwicklungsplan der Landesregierung.
Vor Sieveke hatte Stephan Prinz zu Lippe, Chef des Detmolder Fürstenhauses, in einer historischen Hinführung zum Thema Parallelen aus der Geschichte zum heutigen fragilen Zustand der EU gezogen. Er plädierte dafür, die Vielfalt des Kontinents zu bewahren, und gleichzeitig die EU-Politik durch nachvollziehbare Strukturen stärker zu befähigen, auf Krisen effektiv reagieren zu können.
Als Motor der CDU sieht sich vor diesem Hintergrund die Mittelstandsvereinigung im Kreis Paderborn. So nimmt der Kreisvorsitzende Ulrich Lange nicht zuletzt auch seine Mitglieder in die Pflicht, wenn er fordert, dass es nicht ausreiche, „dass Politik nur Krisen verwaltet“, stattdessen „müssen wir uns Zukunftsthemen zuwenden“.