Der Paderborner Mittelstand blickt vorsichtig optimistisch auf das Jahr 2015. Die Konjunktur bleibt stabil, die Auftragslage gut – nur mit Investitionen dürften viele Unternehmen zögern. Das wurde beim „Ausblick 2015“ in der IHK-Zweigstelle deutlich, zu dem die Mittelstandsvereinigung im Kreis Paderborn (MIT) traditionell Branchenexperten eingeladen hatte.
Mit Prognosen ist es so eine Sache. „Wer hätte vor einem Jahr den Gaza-Konflikt, die Ukraine-Krise, den IS-Terror oder die Ebola-Epidemie vorhersehen können?“, fragte Sparkassenvorstand Hubert Böddeker und räumte ein, dass nicht alle Prognosen für das vergangenen Jahr zutrafen. Dennoch ließen der niedrige Ölpreis und der starke Dollar positive Erwartungen für ein Wachstum im Jahr 2015 zu. Wegen der „ultraexpansiven Geldpolitik“ der Zentralbanken rechnet Böddeker weiter mit einem niedrigen Zinsniveau. „Die Konjunktur wird auch 2015 um 1,5 Prozent wachsen“, prognostiziert er.
IHK-Geschäftsführer und Hausherr Jürgen Behlke rechnet mit sinkenden Investitionen und stagnierenden Beschäftigungszahlen, aber auch mit einer gesunden Produktionsauslastung. „Das Konjunkturklima ist im sonnigen Bereich“, stellte er vor mehr als 120 interessierten Teilnehmern fest.
Erstmals war mit Hubert Beringmeier ein Vertreter der Landwirtschaft zum MIT-Ausblick eingeladen. Der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes (WLV) sparte nicht mit Kritik an der rot-grünen NRW-Landesregierung. Diese mache den Landwirten durch ein Verbandsklagerecht für Tierschutzvereine oder eine verschärfte Düngemittelverordnung das Leben schwer. Beringmeier kritisierte zudem den geringen Stellenwert, den die Bevölkerung ihrer Lebensmittelversorgung beimesse. „Die Deutschen geben mehr Geld für Autos als für Lebensmittel aus“, klagte er. Sorge bereitet der Branche ferner der Berufsnachwuchs. Er wisse aber, dass jetzt die Landwirtschaft gefragt sei, mit mehr Transparenz und der „Flucht nach vorn“ zu antworten.
Wie die Landwirtschaft findet auch das Handwerk nicht mehr genug Auszubildende. Die Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe antwortet darauf derzeit mit einer Ausbildungsoffensive. Vom Bund forderte Hauptgeschäftsführer Peter Gödde Konsequenzen für die Einwanderungspolitik: „Wir müssen darüber sprechen, welche Ausländer wir haben wollen und welche nicht“.
Ferdinand Klingenthal, Vorsitzender des Handelsverbands Ostwestfalen-Lippe, erwartet keine besondere Dynamik für 2015. Er wünscht sich, dass die entscheidenden Akteure stärker zusammenarbeiten. Die Voraussetzungen seien gut: „Paderborn hat einen Spitzenwert bei Einzelhandelsflächen“. Allerdings mangle es an Internationalität. „Uns fehlt zum Beispiel ein Starbucks“, stellte der Handelsexperte fest.
Volksbank-Vorstand Karl-Heinz Rawert rief abschließend zu mehr Selbstvertrauen auf: „Haben Sie Mut, auch zu Investitionen.“ MIT-Kreisvorsitzender Ulrich Lange forderte seine Gäste auf, sich in die gesellschaftliche und politische Debatte einzumischen. Dieser Punkt war auch Martin Hornberger, Vizepräsident des SC Paderborn 07, in seinem Grußwort wichtig: „Lassen Sie uns stolz sein. Wir haben allen Grund dazu!“